Elkes und Jochens >Fortsetzung Südafrika< Weblog • last change 2/21/07 • Impressum
Kontakt: <jochensievers@dielupe.org> oder <wallenz@ginko.de>
website by blue-turtle-design.com

Elke und Jochens Weblog Südafrika



Liebe Freundinnen und Freunde,

unser weblog „grootmaricoprojects“ ist seit einiger Zeit nicht mehr auffindbar. Jetzt sind alle unsere Berichte unter der neuen Adresse zu lesen. Unser letzter Beitrag, ein Bericht ueber die Projekte, die wir eingerichtet haben, endete mit dem auch fuer uns uberraschend gekommenen Beschluss des Management Komitees, die Projekte zu schliessen und uns loszuwerden. Unser Kommentar dazu wurde von Ulrike, einer Frau aus dem Komitee ins Englische uebersetzt und an die anderen Mitglieder verbreitet (der Bericht selbst allerdings nicht). Wegen der dezenten Polemik wurden wir scharf angegriffen und wir befuerchteten gerichtliche Attacken. Deswegen sind wir der Aufforderung nachgekommen die „grootmaricoprojects“ - Seite zu schliessen.

Inzwischen haben wir Groot Marico und erstmal auch Suedafrika verlassen und halten uns bei FreundInnen in Zimbabwe auf, erholen uns und versuchen zu begreifen, was eigentlich in Groot Marico vorgefallen ist. Viele solidarische Zuschriften und Anfragen nach den Hintergruenden der Auseinandersetzungen haben uns dazu angeregt, etwas von dem, was wir verstanden haben, aufzuschreiben und euch zur Kenntnis zu geben. Das scheint uns sinnvoll zu sein, da dieses Unternehmen unter dem Namen Tara Rokpa firmiert, ein Therapieprozess, dem wir 5 Jahre lang gefolgt sind und den wir sehr zu schätzen gelernt haben.





Am 14.01.07 überraschte uns eine Delegation des Trara Rokpa Center Management Teams mit einem Schreiben, in dem wir aufgefordert wurden, binnen 6 Wochen das Gelaende zu verlassen.

„ it will be best to end our cooperation for three reasons:
1. It seems that TRC is not able to fulfill the expectations you are placing on it. We have stretched as far
as we can with our limited human and financial resources but you have repeatedly indicated that this
is not enough.

Our answer:  The one big expectation that we had of the manager of the Groot Marico Rokpa Centre, and which was not met, was that of cooperation. The financial and human recourses that we asked for were toilet paper in the training centre and that the lawn around the Tara house be mowed. We are deeply offended by your accusation that we wanted too much. Since we received € 95,00 per month from a German donation, how can it really be said that we got more than we gave?

2. Internal tensions between Elke and Pippa have grown to the extent that Elke has suggested that the
two of you just keep apart and have no further dealings with each other. Unfortunately the valley is
too small for that kind of arrangement; and we are all witness to the fact that the way it has been
going has made both you and Pippa very unhappy. Stress from this relationship has had a negative
impact throughout TRC.

Our answer: Maybe nobody told you that Mrs Leuschner insisted on a weekly meeting with Mrs Cope and J.Sievers, to maintain the contact and to try to reduce the tensions. It was Mrs Leuschner who asked first Carol Sagers, then Trish Swift and later Denise Moys to help resolve this difficult situation. Whoever stated, “Elke has suggested…” is at best misinformed, not to suggest that there was intentional ill will involved.

3. After a one-year review of the projects (woodwork, sewing, adult literacy, preschool and permaculture)
we have come to the conclusion that they are not viable. This results from the demographic reality
that exists in the valley, which we had not appreciated when the projects commenced.

Die Projekte lohnen sich nicht
Die ersten beiden Gruende haben wir schon als unterhalb der Anstandslinie befindlich bezeichnet, weil sie durchweg Luegen und Projektionen enthalten. Der 3. so-genannte Grund ist verschwommen deshalb erklaerungsbeduerftig. Von den 5 genannten Projekten existieren adult literacy und permaculture überhaupt nicht bzw. sind schon seit langem zum Stillstand gebracht worden. Die Vorschule hat wegen der mangelnden Bereitschaft, eine neue Lehrerin zu finden, ihren Charakter zur Spielstunde verändert, was den meisten Eltern nicht gefiel. Das income generating Project - Sewing, das Elke geleitet hatte konnte, innerhalb kurzer Zeit fast ohne von außen kommende Gelder Überschüsse produzieren, die langsam zu einer angemessenen Ausstattung der Werkstatt geführt hätte. Das Woodwork -Training von Jochen geleitet zeigte Erfolge und die Trainees waren dabei, sich den Standards des Marktes zu naehern. Dass die Bewertung „not viable“ für alle 5 Projekte gewaehlt wurde lässt vermuten, dass die Beurteilenden völlig uninformiert waren oder aber falsch informieren wollten. Hinter der Vokabel „not viable“ -lohnt sich nicht, bringt nichts ein - verbirgt sich der dringende Wunsch - wie wir jetzt in Gesprächen erfahren haben - nach mehr Geld, um die durch planlose und finanziell unkontrollierte Bautätigkeit aufgetretenen Lücken im Haushalt zu fuellen. Wir haben dies nicht als unsere Aufgabe gesehen, sondern fuer uns stand im Vordergrund Training und Produktion, was nach 2 Jahren zu einer selbständigen Tätigkeit der Trainees fuehren sollte. Um diesen Schritt in die Selbstaendigkeit zu unterstuetzen hatten wir bei FreundInnen in Deutschland um finanzielle Unterstuetzung für Werkzeug - und Materialbeschaffung gebeten. Dass dieses gespendete Geld nicht in den großen Topf floss, machte die Projekte „not viable“. Dass das income generating Project Sewing die Erträge in die Einrichtung einer Werkstatt verwerten wollte, machte die die Projekte „not viable“. Dass die Trainees im Woodwork Department als „Auszubildendenbeihilfe“ 800 Rand (€90) pro Monat bekommen haben, machte das Projekt „not viable“, auch dass öffentliche Feiertage bezahlt wurden, entsprechend den Arbeitsgesetzen.

Chairman of the management Committee, 10.01.07:
„...if we insist on adhering to all the aspects of the Labour Relations Act we may be forced to curtail some of our activities. Better to do something (even if it means paying below the minimum wage or some other LRA infringement) than nothing!“ Dieses schrieb er, nachdem wenige Wochen vorher 4 Bauarbeiter fast von einer fehlerhaften Dachkonstruktion verschüttet worden waren. Für Sicherheit am Arbeitsplatz ist kein Geld da: Gerueste aus alten Blechtonnen und Holzplanken, Leitern aus Baumästen mit Stricken zusammengebunden, Bauhelme sind völlig unbekannt.

Schwarz Weiss

In direkter Nachbarschaft zum Buddhistischen Zentrum leben Tswana in kleinen Lehmhaeusern oder Blechverschlaegen, die in Nr. 3 der Gründe für das Schliessen der Projekte „demographic reality“ genannt werden. Einige wenige haben jobs andere finden Gelegenheitsarbeit in Schieferbergwerken oder auf den Baustellen des Buddhistischen Zentrums. Sie haben von einem Afrikaander die Erlaubnis auf seinem Grundstueck zu wohnen, wenn sie in seinem Geschaeft zu ueberteuerten Preisen Bier und Lebensmittel kaufen. Weil die meisten Schieferbergwerke vom Staat wegen unzulaessiger Arbeitsbedingungen geschlossen wurden und weil das Buddhistische Zentrum in letzter Zeit nur noch 5 oder 6 ArbeiterInnen beschaeftigt (vor kurzem noch bis zu 30) mussten viele das Tal verlassen und anderswo nach Arbeit suchen. Die meisten Lehrlinge aus der Naeh - und der Holzwerkstatt wohnen in dieser ungeplanten Siedlung; einer von ihnen baute sich nach mehrmonatigem Training extra ein Haus um den 2 stuendigen Fussmarsch zu vermeiden. Stabile Berufsbedingungen machen stetigeren Aufenthalt möglich. Leider hatte er die Rechnung ohne das buddhistische Zentrum gemacht. Das Zentrum benutzt die Nachbarn als gelegentliche, billige Arbeitskräfte ( 800 Rand - ca €90 fuer ganze Familien). Bei Besuchen aus Tibet und Europa werden sie zur Unterhaltung eingeladen.

Im uebrigen beschraenkt sich das Interesse an der Tswana Bevölkerung auf Klatsch und HIV positiv Meldungen. Die Aids - Beraterin, die fuer einige Zeit ihren Standort im Traingszentrum hatte, wurde von der Managerin aufgefordert, über die Ergebnisse von Aids - Tests Auskunft zu geben, weil sie doch ein Büro vom Traingszentrum benutzte. Eine Angestellte im Kindergarten wurde aufgefordert sich einem Aids-Test zu unterziehen und dann über das Ergebnis informieren; davon sollte ihre weitere Anstellungsfähigkeit abhängig gemacht werden.

Das Training von jungen Frauen und Maennern war brachte eine Veränderung der Beziehung zwischen Tswana und Europäern. Nicht mehr Herr/in und Abhängige sondern Lehrer/in - Lehrling und Kollegin war die Beziehung. Nach noch nicht einmal einem Jahr musste das beendet werden, vieleicht aus Furcht, dass am Ende wirklich selbstaendige HandwerkerInnen mit gesundem Selbstbewusstsein in dem Tal präsent sein wuerden. In den beiden Trainingsprojekten konnten wir erleben, das Frauen und Männer ein hohes Mass an Lernbereitschaft und Kreativität zeigten trotz der Erschwerungen ,die die fehlende Schulbildung verursacht hat. Dass dieser Ansatz durch das Mangement Kommitee (Michael Moys - chairman, Denise Moys - therapie, Pippa Cope - - housekeeping, Tania Potter - buddhistische Praxis, Ulrike Muelle Glodde - Projects, Thomas Linders - Ecology, David Sheehan - Spender) angeregt durch Robert Nairn - buddhistischer Fuehrer im südlichen Afrika die Ausbildung von 8 Frauen und Männern abgebrochen hat, bestaetigt deren Erfahrung, dass Weisse Menschen sie benutzen, mit ihnen ihr Spiel treiben und Versprechen nicht einhalten,nämlich mit uns zwei Jahre eine Ausbildung machen zu können. „A few individuals will suffer“, sagte der Spender Mr. Sheehan, nicht in Betracht ziehend, dass die Anzahl der Geschädigten Tswana genau so hoch ist wie die der Beteiligten Komitee Mitglieder + dem buddhistischen Führer. Die Wertigkeit der Hälfte der Betroffenen (Tswana) scheint gering zu schätzen gegenüber derselben Anzahl von weissen Suedafrikanern und Zimbabwern, 1 Deutschen, 1 Schweizer.

Eine Freundin (Tswana) sagte: „Your mistake was, that you didn‘t bring in money“. Tatsaechlich ist Geld das haeufigste Gespraechsthema im Buddhistischen Zentrum von Groot Marico. Fuer notwendige Angelegenheiten wie angemessene Bezahlung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder fuer Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz (s.o.) und auf dem Spielplatz der Kinder war kein Geld vorhanden. Fuer den Bau eines großen „Shrine „- Raums und anderer Gebäude gab es ueber 2 Jahre lang keine Kontrolle bezueglich der Finanzen und der Effektivität. Gebäudeteile wurden errichtet, wieder eingerissen, wieder errichtet und wieder eingerissen - es gab keine Bauplaene.Nachdedm der Buchhalter bekannt gab dass das Budget um mehr als 200 000 Rand überzogen war, wurde die ungeplante Bautaetigkeit kurzfristig eingestellt und bald wieder aufgenommen, immer noch ohne Plaene - ein neuer Spender war gefunden worden, der aber ueber das veruntreute Geld nicht informiert werden durfte.
Niemand muss Rechenschaft ablegen ueber das verschwundene Geld.

Geliebt werden SpenderInnen, besonders, wenn sie nicht ueberpruefen, was mit ihrem Geld gemacht wird. So war auch das Woodwork Projekt geliebt, weil die First National Bank und Anglo American R 140 000,00 gespendet hatten. Ueber den Verbleib des Geldes hab ich bis zum Ende meiner Taetigkeit keinen Aufschluss bekommen; ein eigens fuer dies Projekt eingerichtetes Konto wurde nur auf meine Anfrage hin mit kleinen Summen ausgestattet. Manchmal sagt die Managerin: „vielleicht ist das Spendengeld laengst fuer die Baustellen ausgegeben worden.


Und noch einbißchen mehr zu den nachgefragten

Hintergründen der Auseinandersetzung,

Es gab gar keine Auseinandersetzung und das war der erste, große Schock: nachts bin ich oft aufgewacht und dachte das ganze sei ein Alptraum, aber der Alptraum hält bis heute an, mit immer neuen Beschuldigungen und Diffamierungen im Rokpa News letter und E-Mails an dritte. Die jüngste Variante- wohl kreiert nach unserer Info auf der web site- ist: wir seien Kommunisten. Das ist eine besonders interessante Anschuldigung im Kontext Südafricas,wo Kommunisten einen wichtigen Beitrag zu der Befreiung geleistet haben, im Kontext der Kriege von Apartheidsbefürwortern und Rhodesiern - an dem Rob Nairn als psychologischer Berater der rhodesischen Polizei teilgenommen haben soll - und im Verstehenshorizont von tibetischen Flüchtlingen wie Akong Ring Poche ,seiner Verwandten und seiner Freunde. Die Assoziationen mögen reichen von: „respektierte Mitglieder unserer Gesellschaft“ über „Terroristen“ bis zu“ brutale Besatzer.“

Unsere erste Frage beim Rausschmiss war:
Warum die Eile?
Noch in der Sitzung, an deren Ende wir von unserem Rausschmiss erfahren haben, haben wir das Ostercamp Anfang April mit geplant und ich war gerade dabei mich auf den zweiten und letzten Teil des „helperstraining“ Ende April vorzubereiten, mit einem Kurs in Zimbabwe. Warum also nicht wenigstens in diesem Zeitrahmen eine klärende Aussprache und das Suchen nach konstruktiven Lösungsmöglichkeiten, in dem so plötzlich benannten Konflikt? Obwohl wir sofort mündlich und dann schriftlich den falschen Behauptungen in dem Entlassungsschreiben widersprochen haben, hat keine/r der Unterzeichnenden das Gespräch gesucht, um die unterschiedliche Wahrnehmung zu klären und über die Situation neu nach zu denken. Dazu waren keine Zeit und keine Gelegenheit gegeben.

Eine Freundin ,die zeitgleich bei Rokpa Zimbabwe rausgeflogen ist, kommentierte die Erfahrung so: „That’s the way they do it“. Später hörten wir von ähnlichen Vorgängen im buddistischen Zentrum in Johannesburg und in Kapstadt aus jüngster Zeit. War der so plötzliche Rausschmiss also eine Panikreaktion, war Gefahr im Verzuge, musste schnell gehandelt werden, um Schlimmeres zu verhindern? Der Kommunismus /Terrorismus Vorwurf mag in diese Richtung weisen, aber wen vermag er zu überzeugen?

Und nun zu den Hintergründen = Untergründen:
Umgang mit Zeit, Geld und sozialen Kontakten
Von Anfang an war mir aufgefallen, dass Zeit und Geld die entscheidenden Koordinaten in der Orientierung des Leitungsgremiums darstellten und zwar in der Gestalt ihres Mangels. Zeitnot bestimmte die Diskussionen in den Sitzungen, Debatten konnten nicht zu Ende geführt werden und Fragen nicht geklärt werden – zur gemeinsamen Erarbeitung eines Vertrages mit uns fehlte die Zeit im Kommittee und Ulrike , die Projekt-Begleiterin fand in dem vergangenen Jahr nicht die Zeit all die Erwägungen zu besprechen, die sie jetzt nach unserem Rausschmiss öffentlich entfaltet ,noch nahm sie sich die Zeit, uns wissen zu lassen, dass ausschließlich ihr Entwicklungspolitischeransatz in dem buddistischen Zentrum letztlich Geltung hat. Vorbereitungen von größeren Veranstaltungen endeten im Chaos ,wie alle die an den Vorbereitungen des Ostecamps 06 teil genommen haben, erlebt haben .Und das war keine Ausnahme sondern die Regel .Auch die spirituelle Praxis: meditieren, Mantren rezitieren und Niederwerfungen waren von dem Zeitdruck nicht ausgenommen. Keine Zeit zu haben hatte den Beigeschmack von Lustgewinn, Konkurrenz, Adrenalinschub, Bedeutsamkeit und Effizienz, auf der Gewinnerseite des Lebens angekommen zu sein. Ähnliches kenne wir im deutschen Arbeitskontext auch, nun kam hier noch die besondere südafrikanische Variante dazu: in ihrem Erleben von Zeit setzt sich untergründig fort, was weiße SüdafrikanerInnen am Ende der Apartheid empfunden haben, nämlich, dass ihre Zeit zu Ende geht. Das gab dem Umgang mit Zeit für mich etwas Bedrohliches und Unbedingtes. Für mich ist Zeit zu haben, einander Zeit zu geben, noch Lebenszeit geschenkt zu haben sehr kostbar und vielleicht in meiner gegenwärtigen Lebensphase wichtiger denn je. Ich habe es genossen mit die Frauen , die in der Schule als „slow learner" entmutigt worden waren und keine formale Bildung erreichen konnten , in ihrem Tempo zu unterrichten und zu erleben wie stolz und froh sie waren , in der Lage zu sein Neues zu lernen, beim Nähen , Gestalten und in den Kursen der „heilsamen Entspannung“.

Der Umgang mit Geld war für mich verwirrend und empörend. Geld war nicht einfach Zahlungsmittel. Die Organisation hat wie ein Bettelorden kein flüssiges Kapital nur viel Land und Häuser ,Instandsetzungen, Neubauten, Anschaffungen, Organisation und Angestelltengehälter werden aus aktuell anfallenden Spendengeldern, Einnahmen bei Veranstaltungen von Rob Nairn ( „unser Jackpot“)

Und dem Ostercamp 06 und durch Überziehen des Kontos beglichen. Weißen Südafrikanern geht es zurzeit wirtschaftlich besser als je. Vielen Schwarzen dagegen geht es zunehmend schlechter als vor fünfzehn Jahren. Gleichzeitig herrscht in der weißen Mittelschicht Verarmungsangst, weil ihnen und ihren Nachkommen nicht mehr automatisch alle guten Jobs offen stehen, auf Grund der Quote für Schwarze Bewerber/Innen.

Die Tara Rokpa Organisation finanziert sich weitestgehend aus Geldgeschenken sehr reicher, weißer Individuen und sie wird geleitet von diesen und weißen Mittelschichtsangehörigen. Nun geht die finanzielle Konstruktion als Bettelorden (wir haben nichts) mit der Verarmungsangst der Mittelschicht in Südafrika eine merkwürdige Verbindung ein. Dabei wird die Realität: immer, wenn es gewünscht wird, Zugang zu Geld von MillionärInnen zu haben in den Budgetüberlegungen bis zu einem gewissen Grad ausgeblendet. Dann greift kleinliches Feilschen um die billigsten Angebote von schwarzen Arbeitern und ihren Produkten Raum, Arbeitsgesetze werden angeblich aus Geldmangel umgangen und selbst geringe Einnahmen von den Projekten werden von der Organisation reklamiert. Arbeitsverträge werden nicht verlängert und kurzfristige Entlassungen ausgesprochen angeblich aus Geldmangel, dabei aber gleichzeitig verdeckt Verhandlungen mit neuen Arbeitnehmern geführt. Mit angeblicher Geldnot wird Politik gemacht, der ungeliebten Lehrerin wurde das Gehalt gekürzt, mit Geldversprechen wurden Trainees aus den Projekten gelockt und gleichzeitig wird mit kleinen unregelmäßigen Geldzuwendungen versucht Abhängigkeit zu schaffen. Die Managerin, zuständig für die Verwaltung des Geldes, beschwört und beklagt ein „großes schwarzes Loch," in dem alles Geld verschwindet, was sie zur Verfügung hat. Zur selben Zeit wird Geld in großem Umfang offensichtlich Verschwendet beim Bauen, Abreißen der errichteten Gebäude und neu erstellen der gerade abgerissenen Struktur und beim unkontrollierten Anschaffen von Haushaltsgegenständen für das Zentrum. Im Komitee entscheidet der gegenwärtig größte Spender und verkündet unwidersprochen: „we run this show as a business“.

Zum besondern Umgang mit Zeit und Geld kommt als drittes bestimmendes Moment der Umgang mit sozialen Kontakten. Die Struktur der Organisation ist hierarchisch, explizite anti -demokratisch in einem Land in dem die Befreiung als Erlangen der Demokratie gefeiert wird und die Verfassung nicht-demokratische Strukturen verbietet. Die Verehrung eines Obersten, Akong Ring Poche, in Schottland und seines Stellvertreters, Rob Nairn, im südlichen Afrika, erschien mir als persönliche Angelegenheit der Verehrenden. Uns hatte die Vision von Akong Ring Poche für das Zentrum gefallen und wir schienen mit unseren Projekten nach seinem und dem Urteil seines Stellvertreters unseren Platz im System gefunden zu haben. Rob Nairn betonte bei jeder Begegnung mit uns, dass wir mit unseren Projekten genau das tun, was sich Akong Rinpoche wuenscht, so auch beim letzten Gepräch mit ihm Ende Oktober 06. Danach in seinem November Retrait allerdings scheint es einem Gesinnungswandel bei ihm gegeben zu haben. Denn er hat sich gegenüber TeilnehmerInnen seiner Veranstaltung abfällig über uns geäußert; und danach gegenüber leitenden Vertretern des Buddhistischen Zentrums in Johannesburg. Aber von alldem haben wir erst nach unserem Rausschmiss erfahren.

Im alltäglichen Umgang war uns von Anfang an aufgefallen, dass große Herzlichkeit und persönliche Anteilnahme im unmittelbaren Kontakt einhergingen mit Diffamierungen derselben Personen hinter deren Rücken, beides war sehr ausgeprägt und verwirrte und schmerzte anscheinend nur uns. Erst in dem so überraschend offenbarten Konflikt verstehen wir den Zusammenhang und erkennen ,wie tief die autoritären Strukturen das soziale Verhalten prägen: Devotion offenbart als Rückseite im Konflikt die Verweigerung der Übernahme von persönlicher Verantwortung Wenn der Oberste und/oder sein Stellvertreter eine Entscheidung treffen , bringen die, die sich ihnen ergeben haben, ihre Fähigkeiten ein, die Entscheidungen zu begründen und durch zu setzen. Individuelle Stellungnahmen und persönliche Auseinandersetzung kommen nicht vor. Früherer persönlicher Austausch, Sympathie, Respekt und Vertrauen verlieren augenblicklich an Bedeutung an ihre Stelle treten öffentliche und nicht öffentliche Verleumdung und Verleugnung .Das Bewusstsein funktioniert nach dem Motto “der Zweck heiligt die Mittel“. „we can allways kick you out „ „we do it for the broader picture“ (Kommentare von Kommiteemitgliedern). Die Menschen, die dennoch die Prozedur unseres Rausschmisses und die Zerstörung der Projekte bedauern ,tun das mit dem Risiko, aus der sicheren Ordnung ihrer Gruppe heraus zu fallen - zu erst im eigenen Bewusstsein. Für Angestellte in der Organisation ist das unerschwinglich, für Komitee Mitglieder anscheinend undenkbar , für andere Gruppenmitglieder aber möglich. Für die positiven Erfahrungen mit ihnen sind wir sehr dankbar.
Auch im Umgang mit sozialen Kontakten spielt der südafricanische Kontext eine besondere Rolle :dazu der Kommentar von weißen SüdafricanerInnen der jüngeren Generation, die für eine Zeit in dem Zentrum gearbeitet haben.“It is allways a bitter experience when your best intended and loving efforts are manipulated and abused...When will those kinds of people become open? And anafraid? And move out of a patriarchial position of „benefitting“ anonymous others? What shocked us was the extent to which the committee could not see the impact they were having on not only you ,but also the group of people you have been working with for so long...“

Was hat dieses Szenario mit buddhistischen Werten zu tun?
Wie:
- Achtsamkeit/mindfullness im Umgang mit Zeit und Geld und anderen Ressourcen
- Mitgefühl/compassion mit allen lebenden Wesen
- Einschließendem/inklusivem Verhalten nicht dualistisch ausschließendem
- Verwandeln/transformieren von sich ausschließenden Widersprüchen in fruchtbare Vielfältigkeit

Und wem nützen die buddhistischen Interpretationsfiguren:
Reinkarnation – Karma – Impermanence (Vergänglichkeit) in der gegenwärtigen südafrikanischen Wirklichkeit, wo besonders Weiße immer Reicher und die große Mehrheit der Schwarzen immer ärmer wird - dank der wirtschaftlichen Öffnung des Landes zum globalisierten Markt.

Im Mai werden wir wieder zurück nach Deutschland fliegen.
Seid herzlich gegruesst, bis bald von
Elke und Jochen