Elkes und Jochens >Fortsetzung Südafrika< Weblog • last change 10/19/06 • Impressum

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Groot Marico Projects


5. Bericht vom 25. August 2006 aus Groot Marico

Liebe Freundinnen und Freunde,

Inzwischen ist in Deutschland das weltbewegende Ereignis der Fußballweltmeisterschaft sicher längst vergessen; dagegen beginnt in Südafrika die Aufregung um das nächste Bälleschießen 2010. Deutsche ”Experten” haben schon ihre Unterstützung zugesagt. Gestern fand selbst in diesem vergessenen Tal ein match zwischen Rietvalley und Kuilfontein statt mit einem begeisterten Publikum. Allerdings sind die äußerlichen Bedingungen noch nicht ganz weltmeisterschaftlich gereift. Der Platz ist ziemlich klein, und kann nur benutzt werden wenn es trocken ist, das Gras wird abgebrannt bevor ein Spiel beginnt, er ist nicht ganz eben, keine Parkplätze, nur ca 20 Übernachtungsmöglichkeiten, keine Restaurants - nur ein Bierausschank. Sie werden vielleicht die nächste Weltmeisterschaft in Südafrika abwarten müssen, die Fussballfans

Der Winter geht zu Ende, die Nächte sind schon oft frostfrei, Bäume fangen an zu blühen oder zeigen Ansätze von etwas grün. Nicht alle Bäume verlieren ihre Blätter im Winter, deswegen sind die Berge immer etwas grün bewaldet. Tagsüber ist es schon sehr warm, so dass man den Schatten sucht.

Inzwischen sind wir etwas mobiler geworden, wir haben uns eine alten Golf angeschafft und damit schon zweimal die Hauptstadt aufgesucht. Johannesburg ist eine riesige Stadt mit einem übersichtlichen Straßennetz, das aber zu den Rushhours regelmäßig zusammenbricht und durch häufige schwere Unfälle blockiert wird. Da es wenig öffentlichen Nahverkehr gibt, sind Unmengen von Kleinbussen (Taxis) unterwegs, die oft ein Chaos verursachen. Wer es sich leisten kann, ist nur mit dem eigenen Auto unterwegs, weil ständig von Überfällen berichtet wird. Die Szenen, die man in dem südafrikanischen Film „Tsotsi“ sehen konnte sind durchaus realistisch; Natürlich zeigt der Film nur einen kleinen Ausschnitt der Armut in diesem wirtschaftlich aufstrebenden Staat. Wenn wir von Norden in die Stadt einfahren, kommen wir an kilometerlangen Siedlungen vorbei in denen Blechverschläge und Kartonhütten dicht an dicht stehen, womit die dort lebenden Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten ist mir schleierhaft. Mundraub, Diebstahl, Einbrüche und Überfälle sind sicher das Resultat dieser gewaltigen Schere zwischen arm und reich. In Johannesburg ist die City, wie wir sie vor 20 Jahren gesehen haben völlig verändert. Die Innenstadt hat einen anderen Glanz bekommen, statt der mondänen Geschäfte für eine Minderheit, sind jetzt zahllose kleine Läden für die Mehrheit der Bevölkerung. Reichere Leute trauen sich nicht, hier zu gehen; es soll ständig Überfälle geben. Auf der Suche nach einem Transport aus Deutschland kommend bin ich hier unbehelligt mit all meinem Hab und Gut herumgelaufen.

Berauschend ist in Johannesburg da Orient PLaza, ein Einkaufzentrum, in dem Unmengen orientalischen Produkte angeboten werden. Besonders faszinierend das Angebot an Gewürzen; wir sind mit einer großen Tüte wieder rausgekommen, die wo immer wir hinkamen einen herrlichen Duft verbreitete.

Auch in dieser Innenstadt, wie eine Insel, gibt es ein Theater in einer umgebauten ehemaligen Markthalle. Wir hatten Gelegenheit uns ein Stück anzusehen. Es war ein Musical gespielt und musiziert von SchauspielerInnen und Musikern aus den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Es war für uns das erste Mals seit wir in Südafrika sind, dass wir Menschen mit verschiedener Hautfarbe auf gleicher Ebene agieren sahen. Das allein war schon beachtlich. Im Musical ging es um einen berühmten Südafrikanischen Maler, der kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges nach Paris emigrierte und dort bis zu seinem Lebensende wirkte. Dargestellt wurden die Schwierigkeiten die der Maler Gerard Sekolo hatte, als Mensch angenommen zu werden und seine afrikanische Kunst einem breiteren Publikum verständlich zu machen. Seine Bindung an die afrikanische traditionelle Kultur und seine Adaption europäischer Lebensweise verursachen beständige innere Konflikte; die weil er sie auslebt, ihn in sehr unangenehme Situationen bringen (Gefängnis, Psychatrie).

Wir sind weiter dabei junge Leute dabei zu unterstützen einige Fertigkeiten zu erlernen, die ihnen helfen können, Arbeit zu finden und etwas mehr Geld zu verdienen. Die Kluft zwischen dem was rosa Menschen hier brauchen zum Auskommen und was diese glauben sei genug fuer ihre braunen Angestellten, ArbeiterInnen, etc ist gewaltig. Sie sagen, dass man mindestens 5500 Rand pro monat braucht die Arbeiter bekommen einen Mindestlohn von 800 Rand, Hausangestellte bekommen 400 Rand.

In der Le Monde Diplomatique fanden wir das folgende Zitat dazu: „Wird eine Ware zu Markte getragen, ist es nicht die Bedürftigkeit des Verkäufers, sondern die Bedürftigkeit des Käufers, die den Preis in die Höhe treibt. Ob derjenige, der seine Arbeit zu Markte trägt, ein Auskommen findet, ist eine unter diesem Gesichtspunkt völlig un- erhebliche Frage“ . (Edmund Burke , Thoughts and Details on Scarcuty, 1795 )

Wir freuen und über Nachrichten und Gruesse aus Deutschland

jochensievers@dielupe.org
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