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3. Bericht vom 25. März 2006

Hallo, liebe Freundinnen und Freunde,

heute melden wir uns mal wieder aus dem südlichen Afrika. Noch immer ist es schwer, Nachrichten zu senden und zu empfangen aber es geht, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Es dauert sicher noch ein paar Tage, bis ich diesen Brief ins web loslassen kann und bis Kai ihn dann freundlicherweise schön gestaltet ins Netz stellt.

Wir hören, dass in Deutschland noch im März Schnee liegt, dabei ist doch schon Frühling. Natürlich ist es hier warm und es regnet jetzt häufiger. Regen wird in Afrika meistens als Segen empfunden. Die Planzen wachsen, die Flüsse füllen sich und die Trinkwasserversorgung wird gesichert. Wir wohnen jetzt in einem kleinen abgelegenen Haus und warten auf Sonnenstrahlen, die unsere kleine Solaranlage speisen, sonst sitzen wir im Dunkeln.

Bei den Kommunalwahlen haben hat der ANC in den meisten Bezirken gewonnen, obwohl viele Leute mit der Regierung unzufrieden sind. Sie sagen, es gibt bis jetzt keine Alternative zum ANC, denn keine der anderen Parteien orientiert sich an den Interessen der schwarzen Mehrheit und hat auch gleichzeitig ökonomische Stabilität auf dem Programm. Die Kritik an der Regierung wurde vor und auch nach der Wahl öffentlich geführt; mit Streiks wird auf schlechte Bezahlung, schlechte Versorgung, Arbeitslosigkeit und auf die Benachteiligung armer Studenten reagiert, die nicht immatrikuliert werden, wenn sie die Gebühren nicht bezahlen können. Über alles wird in den Medien offen berichtet, wenn auch in den meisten Zeitungen auf den ersten Seiten Stories über, Raub Mord, Kindesmisshandlung stehen. Worüber nur unzureichend berichtet wurde war ein Unfall in einem Atomkraftwerk in der Nähe von Kapstadt. Ein Bolzen soll in einen der Generatoren gefallen sein; nur die Frage, ob es Sabotage war, um kurz vor der Wahl gegen die Regierung Stimmung zu machen; denn der Unfall verursachte Stromknappheit, oder ob es unabsichtlich passierte wird diskutiert. Ob irgendwelche Gefährdungen der Bevölkerung mit dem Unfall verbunden war interessiert niemanden - sehr viele mit denen wir sprechen halten Atomenergie für die beste Lösung, um der Stromknappheit zu entgehen. Die ist aber nicht durch den Verbrauch der Bevölkerung verursacht sondern zwei neu entstehende Aluminiumwerke, die bekanntlich den höchsten industriellen Stromverbrauch haben sind besorgt über zu geringe Energieproduktion. Die Sonnenenergie, die hier kaum genutzt wird, wird immer mit dem Argument, sie sei zu teuer, vergeudet. Das kommt den meisten bekannt vor, solche Diskussionen haben wir vor 30 Jahren geführt. Warum sollte es hier anders sein. Allerdings im Nachbarland Botswana ist gesetzlich festgelegt, dass Beim Bau von Häusern Sonnenkollektoren installiert werden, so dass der Verbrauch in den Haushalten damit gedeckt wird.

In einem Buch über die Kultur der ursprünglichen Einwohner Afrikas fanden wir ursprüngliche Formen von Mediation einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die in einer Schlucht des Zambezis (größter Fluss im südlichen Afrika) gelebt haben; diese Schlucht wurde später zu einem riesigen Staudamm (Kariba) verwandelt. Diese besonderen Menschen, die dort lebten hatten neben der Fähigkeit, Krankheiten zu heilen auch die wunderbare Kraft in Fällen bewaffneter Auseinandersetzungen, die Krieger zu der Erkenntnis der schrecklichen Wirkung ihrer Waffe zu bringen, so dass diese ihre Speere usw. wegwarfen und sich entsetzt entfernten. Mit welchen Mitteln die gewaltfreie Kommunikation vor sich ging ist leider im Detail nicht überliefert. Diese MediatorInnen wurden als die Heiligen bezeichnet. Auf mysteriöse Weise verschwanden diese Heiligen. Jahre später siedelten sie in derselben Schlucht die Tonga an, die einige der Fähigkeiten ihrer Vorbewohner übernahmen. Sie gingen in Situationen von Kriegen mitten unter die Kämpfenden und erreichten, dass die Waffen niedergelegt und Frieden erzielt wurde. Die gewaltfreie Kommunikation heutiger Zeit ist nicht mehr ganz so mysteriös und kann von jedem oder jeder gelernt werden

Inzwischen konnten wir nach vielen Anfangsschwierigkeiten mit den Projekten beginnen. Im Nähprojekt lernt Elke Frauen an, Kleidung zu reparieren oder zu ändern und beginnt auch damit, für den Bedarf des Seminarhauses eine Produktion von Sitzkissen einzuleiten. In der Holzwerkstatt, für die wir eine große Garage, die voll gepackt war mit Strohballen, leer räumen musste, hört man inzwischen eifriges Sägen Hämmern Hobeln usw. Das Stroh hatte Ratten und die Ratten wieder Schlangen angelockt; bevor es mit dem Putzen und Anstreichen losgehen konnte, mussten wir erstmal zwei große Puffottern wegschaffen, das sind Schlangen die anders als die meisten anderen nicht wegschleichen, wenn ein Mensch naht, sondern liegen bleiben und wenn man aus Versehen ihr zu nahe kommt beißen sie blitzschnell zu; die meisten Schlangenbisse im südlichen Afrika sind von dieser Puffotter. Wir haben sie 7 km weit gefahren und dann wieder freigelassen; es heißt dass sie dann nicht wieder zurückfinden. Mit Hilfe der Spenden die über das Konto von Hiltrud Hanke eingegangen, sind können wir die TeilnehmerInnen an den Workshops mit etwas Geld entlohnen; sonst könnten sie gar nicht teilnehmen und würden immer als Ungelernte auf eine Anstellung angewiesen sein, deren Bezahlung in dieser Gegend weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn von umgerechnet €5,50 pro Tag liegt. Wir möchten erreichen, dass die angehenden Näherinnen und TischlerInnen einen Teil ihres Lebensunterhaltes bestreiten können, wenn sie bei uns lernen. Lernen heißt natürlich dass auch beim Produzieren gelernt wird, bei Produkten, bei denen auch mal eine nicht so akkurate Naht oder ein nicht ganz rechtwinkliger Schnitt möglich ist

Die Bilder, die diesmal dabei sind hinken etwas hinterher, weil wir im Moment keine Digitalkamera haben; unsere ist auf ungeklärte Weise verschwunden. So müssen wir erst auf die Digitalisierung der Bilder von Elkes Kamera warten - CDs kann man nur in größeren Städten bekommen. Diese Fotos zeigen die Menschen aus der Gegend hier in Aktion und gleichzeitig eine Begegnung der Kulturen.

Herzliche Grüße von Elke und Jochen